Ärztin / Arzt oder Ökonom?

In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat die Ökonomisierung von Gesundheit Formen angenommen, die in den Fünfzigern oder Sechzigern völlig unvorstellbar gewesen wären.

Unser Ziel bleibt eine Medizin, die primär auf den Menschen ausgerichtet ist - uns lehnen es ab, medizinisches Handeln ökonomischen Prinzipien unterzuordnen. Nicht "trotzdem", sondern gerade deswegen ist uns ein wirtschaftliches Handeln besonders wichtig - es ist eine Illusion, so zu tun, als ob die wirtschaftlichen Mittel für das Gesundheitswesen unbegrenzt wären. Im praktischen Alltag heißt dies, dass wir uns dafür einsetzen, das medizinisch Notwendige und Sinnvolle auf möglichst wirtschaftliche Weise zu tun. Nur dann wird es möglich, mit den verfügbaren Mitteln das Maximum für die Patienten zu erreichen.

Die Klärung der Frage, welcher Anteil der gesamtwirtschaftlichen Leitung dabei in den Gesundheitssektor fließen soll, bedarf dabei einer gesamtgesellschaftlichen Debatte, welche auf breiter Basis und unter intensiver Einbeziehung der Ärzte zu führen ist. Eine derartige Debatte ist derzeit auch nicht im Ansatz zu erkennen - die Diskussion wird - wenn überhaupt - geführt von Institutionen, Personen und Verbänden, die hoffentlich wenigstens selbst davon überzeugt sind, im Interesse des Patienten zu handeln. Hieraus erwächst ein überaus lautes Stimmengewirr, in dem das Wort des Betroffenen - des Patienten - keine Chance hat.

Ein nicht zu vernachlässigender Kostenblock in der Medizin stellen die Ausgaben für Bürokratie dar: Ein Arzt, der Statistiken bearbeitet, der MDK-Anfragen beantwortet oder Diagnosen codiert, erbringt zwar eine für den Arbeitgeber wirtschaftlich sinnvolle Tätigkeit - dem Patienten hilft er dadurch kein bisschen. Geld kostet er trotzdem.

Auf der anderen Seite stehen vergleichbare Institutionen auf der Seite der Kostenträger - auch hier sitzen Ärzte, die Widersprüche bearbeiten, die Akten analysieren und Statistiken aufbauen ... und damit genauso eine wirtschaftlich sinnvolle Tätigkeit für ihren Arbeitgeber erbringen. Auch hier nützt das eingesetzte (nicht nur ärztliche) Personal dem Patienten allenfalls sehr indirekt durch eventuelle Kosteneinsparungen.

Daraus ist inzwischen ein regelrechtes Wettrüsten entstanden - ausgeklügelten Analyseprogrammen auf der einen Seite stehen pragmatischen Rezepten auf der anderen Seite entgegen, die sich gegenseitig aushebeln wollen. Daher sehen wir es als erforderlich an, hier einen deutlichen Abbau zu bewerkstelligen. Gerade im stationären Bereich entsteht sonst auf regelrechtes Wettrüsten zwischen Krankenkassen und Krankenhäusern.